Begräbnis- und Friedhofskultur
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Die Sorge um verstorbene Menschen, aber auch um all jene, die um diese trauern, ist eine wichtige kirchliche Kernaufgabe, die in der Bibel grundgelegt ist. So wird etwa im alttestamentlichen Buch Tobit das Begraben der Toten als wesentlicher Dienst für andere genannt.
Auch die Zusage „Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“(Mt 5,4) könnte man als jesuanischen Auftrag verstehen, für trauernde Menschen da zu sein. Als solche gehören diese beiden Dienste auch zu den geistlichen bzw. leiblichen Werken der Barmherzigkeit.
Die Bestattung der Toten erfolgte lange Zeit im engeren Angehörigenkreis, erst mit der Zeit wurde sie mehr und mehr ein Anliegen der Gemeinde. Dabei entwickelten sich weitere liturgische Traditionen über das Begräbnis hinaus, seien es Gedenkgottesdienste, die Möglichkeit der Messintentionen sowie die Etablierung des Allerseelentags als Gedenktag für alle Verstorbenen. Gleichzeitig differenzierte sich auch die Bestattungskultur immer mehr aus: War lange Zeit – auch aus dem jüdischen Erbe heraus – die Körperbestattung vorrangig und Feuerbestattung verpönt, ist diese seit 1963 in der katholischen Kirche legitimiert. Vielfach – vor allem auch im städtischen Raum – hat die Feuerbestattung die Erdbestattung als gefragteste Bestattungsform abgelöst. Gründe dafür liegen etwa in der gesellschaftlichen Mobilität. So ist eine umfassende Pflege eines Urnengrabes für oft nicht mehr im Bestattungsort wohnende Angehörige oft leichter als diejenige eines Erdgrabes. Diese Urnenbestattungen erfolgten nicht nur auf Friedhöfen, en vogue sind auch mehr und mehr Bestattungen in der freien Natur zum Beispiel in Friedwäldern und –wiesen. Solche Möglichkeiten gibt es auch in der Steiermark, etwa seit 2015 mit der Friedenswiese in Hartberg.
Trotz dieser Vielzahl an Möglichkeiten verläuft ein Gutteil der Bestattungen noch konventionell auf Friedhöfen. Diese dienen den Angehörigen als Ort des Trauerns, Erinnerns, aber auch der Begegnung. Begegnung mit dem/der Verstorbenen, aber auch der solidarischen Begegnung untereinander. In Gesprächen mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen der Trauer gemacht haben, ergeben sich vielleicht auch manchmal Momente der Stärkung und des Trostes. Solche Erfahrungen zu ermöglichen, kann durch eine entsprechende Ausweitung von Begegnungsflächen, etwa durch das Aufstellen von Bänken oder das bewusste Anbieten von seelsorglichen Gesprächen am Friedhof, forciert werden. In einigen Friedhöfen gibt jenseits der Grabanlagen auch Orte der Ruhe und des Zurückziehens, andere Friedhöfe – wie etwa auch der Zentralfriedhof in Wien – sind von Lauf- oder Spazierrouten durchzogen. Solch unterschiedliche Bedürfnisse an denselben Ort benötigen auch eine sensible Rücksichtnahme aufeinander, nur ein gutes Miteinander aller Beteiligten macht Vielfalt möglich.
Neben diesen Anforderungen ist der Friedhof auch ein Ort der Rituale und der Symbole.. Einen wichtigen neuen inhaltlichen Akzent gab hierfür auch das Zweite Vatikanische Konzil. So wurde in Sacrosanctum Concilium, die Konstitution, welche die Liturgie thematisiert, betont, dass der „österliche Sinn des christlichen Todes“ (SC 81) stärker betont werden müsse. Dies hat Auswirkungen auf die Begräbnisliturgie, jedoch auch auf den „Verkündigungsort“ Friedhof. Für die Verkündigung heißt es neben dem Aspekt der Trauer auch die Hoffnung einfließen zu lassen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. In dieser Vielfalt ist der Friedhof vor allem eines: ein Ort des Lebens, in dem sich jedoch auch zeigt, dass der Tod zum Leben dazugehört.
Ein dem griechischen Staatsmann Perikles zugeschriebenes Zitat besagt: „Ein Volk wird so beurteilt, wie es seine Toten bestattet.“ Eine Bestattungskultur, die von Empathie, Solidarität und Sensibilität geprägt ist, trägt hoffentlich zu einer guten Beurteilung bei.